Mehr Sonne gleich weniger Einspeisevergütung?
Für Betreiber einer Photovoltaikanlage klingt das paradox
Der Sommer des Jahres 2015 – Sie erinnern sich vielleicht – brachte einen Hitzerekord nach dem anderen und ist als drittwärmster seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen in die Geschichte der Meteorologie eingegangen. Für die Betreiber einer Photovoltaikanlage also vermeintlich ein Grund zum Jubeln, denn theoretisch hätten sie auch eine rekordverdächtige Einspeisevergütung bekommen müssen. Theoretisch. Dem war aber nicht so, ganz im Gegenteil sank die Vergütung sogar mit jedem Grad Celsius mehr. Das klingt paradox, ist aber technischen Gründen geschuldet, denen wir uns in diesem Blogbeitrag widmen möchten.
Wirkungsgrad ist nicht gleich Wirkungsgrad
Der Wirkungsgrad einer Photovoltaikanlage hängt von mehreren Faktoren ab. Einige davon sind rein technischer Natur, zum Beispiel die Beschaffenheit des Trägermaterials bzw. der Halbleiter, die in den Modulen eingesetzt werden oder die grundsätzliche Frage, ob es sich um anorganische, organische oder hybride Solarzellen handelt. Ein weiterer Punkt ist, wie häufig Sie Ihre Photovoltaikanlage reinigen lassen. Je nach Neigungswinkel der Module und dem Standort können sich durch Verschmutzung Ertragsverluste von bis zu zehn Prozent ergeben, beim Betrieb auf Ställen in landwirtschaftlichen Betrieben auch mehr.
Laborbedingunen versus Realität
Aber was hat es mit der Stärke der Sonneneinstrahlung auf sich? Dazu muss man wissen, dass der „offizielle“ Wirkungsgrad von Solarzellen unter Laborbedingungen ermittelt wird. Bei diesem Verfahren beträgt die Temperatur der Zelle 25 °C, die Sonneneinstrahlung ein Kilowatt pro Quadratmeter. An heißen bis sehr heißen Tagen, wie sie im Sommer 2015 ziemlich oft vorkamen, kann die Zelltemperatur aber leicht auf bis zu 65 °C ansteigen.
Unter Experten für Solarenergie und Photovoltaik kursiert der Witz: „Was haben Solarzellen und Büroangestellte gemeinsam? Wenn es sehr heiß wird, machen beide schneller schlapp und arbeiten weniger produktiv.“ Dieser Witz hat einen handfesten Hintergrund. Jenseits der Laborbedingungen von 25 °C Zelltemperatur sinkt die Leistung von Modulen, die beispielsweise mit kristallinem Silizium bestückt sind, je nach technischer Ausführung um 0,25 bis 0,45 Prozent pro Grad. Das bedeutet, dass die Gesamtleistung bei starker Sonneneinstrahlung um mehrere Prozent abfallen kann. Dementsprechend sinkt auch die Einspeisungsvergütung für den Betreiber einer Photovoltaikanlage.
Unser Fazit
Im Endergebnis bedeutet dies: Sie können dieselben oder sogar höhere Erträge erzielen, wenn die Temperaturen moderat sind, die Zahl der Sonnenstunden niedriger oder Ihre Photovoltaikanlage nicht direkt nach Süden ausgerichtet ist. Für Deutschland gilt in Bezug auf das Jahr 2015, dass die Einspeisevergütung im Frühjahr höher war als im Sommer. Die Spitzenwerte wurden – ausgerechnet – im April erzielt. Voraussetzung ist allerdings, dass Sie regelmäßig Ihre Photovoltaikanlage reinigen lassen, denn eine permanente Verschmutzung senkt den Ertrag und bringt ebenfalls einen Rückgang der Einspeisevergütung mit sich.
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